7. August 2013

Abbildungen: in den Text oder in den Anhang?

"Sollen Abbildungen direkt in den Text eingebunden werden oder separat im Anhang aufgefuehrt werden?", fragt eine Studentin.

First things first: Sie haben einen Grund, weshalb Sie eine Grafik, Tabelle o.ä. einfügen wollen. Eine Abbildung "illustriert" nicht nur und "lockert den Text auf". Sie schreiben ja eine wissenschaftliche Arbeit und nicht für Bunte, Gala oder den Stern. Es geht nicht darum, den Text durch "Optik" attraktiv zu machen und den Professor zum Lesen zu verlocken.

Es geht um Informationen, und Sie entscheiden über den Umgang mit dieser Information. Die vermeintliche "Optik" hat Zweck, Funktion und eine eigene Aussage. Sie vermittelt nützliche, wichtige und für Verständnis, Argumentation und Beweisführung sogar notwendige Informationen, auf die Sie sich ja auch im Text beziehen sollen: "Abbildung 8 verdeutlicht, dass..."; "Die Statistik zeigt das Wachstum von XYZ (Abb. 9)...". Manche Textabschnitte bestehen sogar überwiegend daraus, Abbildungen zu erläutern.

Es wäre also kontraproduktiv, sie irgendwo ganz hinten zu verstecken!  Praktisch gesehen, ist außerdem das Hin- und Herblättern zwischen Hauptteil und Anhang immer nervig, auch und gerade für die Gutachter Ihrer Arbeit.

In einen Anhang gehören Grafiken und Tabellen dann, wenn sie
- sehr umfangreich sind, also mehr als eine Seite umfassen (längere Originaltexte, Faksimiles, detaillierte Karten, lange Zahlenkolonnen, große Organisationspläne und Ablaufdiagramme; Transkripte von Interviews; Beobachtungs-Protokolle, Fragebögen, Interviewleitfäden u.a. Materialien der empirischen Arbeit);
- eher der Ergänzung und Vertiefung dienen, der Haupttext also auch ohne sie verständlich und nachvollziehbar ist;
- keinen besonderen Wert zur Veranschaulichung des Textes besitzen;
- eher der breiten Quellendokumentation dienen statt eigene, prägnante Aussagen zu liefern.

Wenn Sie eigene empirische Daten erheben (egal ob qualitativ oder quantitative), werden Sie oft einen größeren Anhang benötigen. Ein Sonderfall ist die Verwendung von "grauer Literatur". Sie dazu den Blogpost vom 29.6.2012, "Graue Literatur und interne Dokumente".

Abbildung im Text: Wie groß muss es sein?

Wenn Sie Abbildungen und Tabellen nun also im Text platzieren wollen, stoßen Sie möglicherweise auf das Problem, was die optimale Größe ist.

Sie ist meistens: größer als Studenten meinen! Leider ist es beliebt, Grafiken so einzubetten, dass die Textzeilen sie umfließen. Das ist dann erstens hässlich und zweitens zu winzig, um noch Details zu erkennen (oder überhaupt irgendetwas).

Also bitte: im Zweifelsfall größer ziehen. Alles sollte mühelos gut erkennbar sein. Für das richtige Maß gibt es keine Daumenregel, aber: Nutzen Sie den zur Verfügung stehenden Platz (Seitenbreite), und geben Sie der Abbildung mehr Raum, wenn sie "wenig Luft" enthält, also eine hohe Informationsdichte hat (viele Zahlen und Beschriftungen, mehrere Farben, feine Details).

Scheuen Sie sich nicht davor, auch eine halbe oder auch ganze Seite zu verwenden. Eine große Grafik/Tabelle im Querformat kann man drehen und hochkant auf eine eigene Seite stellen; bei einer Arbeit, die Sie nur elektronisch einreichen, können Sie auch eine einzelne Seite drehen. Bei einer Arbeit, die Sie physisch (also ausgedruckt) abgeben, können Sie eine Großgrafik auf A3-Papier einbinden, gefaltet zum Ausklappen. Geht alles.

Tipp: Blättern Sie doch in der Bibliothek (oder Datenbank) einmal durch wissenschaftliche Fachzeitschriften. Deren Platz ist immer knapp. Auch wenn die Forschungsaufsätze komplexe Daten aufbereiten müssen, in der Regel gibt es keinen oder nur einen kleinen Anhang -- die wichtigen Abbildungen und Tabellen müssen ordentlich und zweckmäßig im Text untergebracht werden.

Ob im Text oder im Anhang, immer an die Beschriftung/Legende, Nummerierung und die Quellenbelege denken.

Siehe dazu auch "Bildquellen und Abbildungsverzeichnis" (29.1.2012)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen